„Die Übungen gingen super. Ich habe sie deshalb gleich mehrmals am Tag/jeden Tag gemacht“
Grundsätzlich wird sich jede/r PhysiotherapeutIn über zum Üben motivierte PatientInnen freuen (und ja, es gibt sie tatsächlich 😊).
Warum es aber ein Fehler sein kann, Vorgaben zur Übungsregelmäßigkeit selbstständig zu verändern, möchte ich hier erklären:
Die Frage der Häufigkeit bzw. Intensität von Übungen ist eng mit der Thematik Belastung – Belastbarkeit verknüpft.
Ändern wir unser Bewegungsverhalten, sollte dies immer Schritt für Schritt erfolgen, damit sich der Körper (Gelenke, Sehnen, Bänder, usw.) anpassen kann und es nicht zu Überlastungsbeschwerden kommt. Das gilt besonders nach Verletzungen oder Operationen, weil hier anfangs die betroffenen Stellen grundsätzlich weniger belastbar sind.
Die Belastbarkeit hängt auch von der Person ab:
Personen, die vielleicht über Monate oder Jahre hinweg wenig bis gar nicht sportlich aktiv waren und dann plötzlich von einem Tag auf den anderen in einem hohen Pensum zu trainieren beginnen, laufen Gefahr sich zu überlasten, weil sich die Körperstrukturen nicht schnell genug darauf einstellen können. Aus physiotherapeutischer Sicht wird in so einem Fall eine geringere Übungsintensität, vor allem mit längeren Abständen zielführender sein.
Bei Personen, die vor einer Verletzung schon sportlich waren, gut trainiert sind und deren Körper dadurch schon größere Belastungen gewöhnt waren, wird man hier in der Regel schneller voranschreiten können.
Natürlich gibt es Übungen bei denen eine tägliche Ausführung Sinn machen kann (Mobilisatonsübungen, Koordinationstraining, …), aber es gibt genauso Übungen, die nicht jeden Tag Sinn machen bzw. bei denen es sogar kontraproduktiv sein kann sie jeden Tag durchzuführen.
Ich möchte dies am Beispiel des Krafttrainings zeigen:
Beim Krafttraining ist das Ziel den jeweiligen Muskel mit einer Intensität zu trainieren, die zu einer Ermüdung dieses Muskels führt. Danach benötigt der trainierte Muskel Zeit sich zu erholen, damit die Prozesse, die zu einem Muskel- bzw. Kraftzuwachs führen ungestört ablaufen können. Die Regenerationszeit kann je nach Trainingsintensität einen bis hin zu mehreren Tagen in Anspruch nehmen. Wiederholt man ein Kräftigungstraining zu früh, würde man also wahrscheinlich zum einen weniger Leistung erbringen können und zum anderen womöglich die Aufbau-/Umbauprozesse stören.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Gestaltung einer Rehabilitation oder eines Trainings von vielen verschiedenen Faktoren abhängt und sich die Frage, ob mehr Training immer mehr Effekt bedeutet, mit NEIN beantworten lässt. In den meisten Fällen werden sich eure PhysiotherapeutInnen schon was gedacht haben bei der Vorgabe von Intensität, Frequenz und Wiederholungszahl von Übungen, weshalb man am besten nicht zu sehr davon abweicht!
In diesem Sinne, viel Spaß beim Üben, aber Pause(n) nicht vergessen! 😊
Diese Ausführungen beruhen auf meinen persönlichen Erfahrungen und sollen meinen fachlichen Wissenstand widerspiegeln. Es handelt sich nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung.